Electronic Business ( Speditionskommunikationssystem ), Electronic Commerce ( Online-Shopsystem, Vorgelagerter Bürgerdienst, Content-Management ) und Workflow ( Groupwareintegration ) waren Gegenstand verschiedener F&E-Projekte, die vom Lehrstuhl für Software-Technologie des Fachbereichs Informatik der Universität Dortmund und dem Informatik Centrum Dortmund e.V. (Abteilung Software-Technik)  gemeinsam durchgeführt wurden. Die Anwendung und Umsetzung von neuen Konzepten bis hin zur Realisierung eines Prototyps zum Nachweis der Tragfähigkeit der Konzepte wurde gemeinsam mit industriellen Partnern praktiziert.

In dem vom BMBF geförderten Verbundforschungsprojekt "Mobile Spedition im Web - SpiW " wird ein Kommunikationssystem als Ergänzung zu Speditionslogistikanwendungen entwickelt. Dieses Projekt verfolgt zwei wesentliche Ziele bei der Entwicklung eines Kommunikationssystems, welche durch das Projektkonsortium definiert wurden: Integration mit Speditionslogistikanwendungen und Nutzung neuer Telematik- und Kommunikationstechniken.
Die Integration mit Speditionslogistikanwendungen erfolgt über generische Schnittstellen und bietet daher den Vorteil, dass Speditionslogistikanwendungen vieler Anbieter mit dem Kommunikationssystem integriert werden können. Es wird hierdurch wird eine Trennung zwischen kaufmännischen Dispositions- und Logistiksystemen und Kommunikationssystemen erreicht. Unternehmen sind dann nicht mehr gezwungen monolithische Softwaresysteme (z.B. Flottenmanagementsysteme) mit einem umfangreichen Funktionsumfang zu kaufen und einzusetzen, nur um die Kommunikationsfunktionalität zu nutzen. Ebenso wird durch diese Trennung des Investitionsschutzes für Softwaresysteme unterstützt, d.h. existierende Softwaresysteme können weiterhin genutzt und brauchen nicht ersetzt zu werden. Hierdurch soll die Möglichkeit - gerade für klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) - geschaffen werden, sich durch den Einsatz neuer Softwaresysteme am Markt zu behaupten.
Die Übertragung von Informationen erfolgt durch neue Kommunikationstechniken (GPRS, HSCSD) mit Vorteilen wie z.B. eine dauerhafte Kommunikationsverbindung aufrechtzuerhalten oder komplexe Informationen (Bilder, Straßenkarten, Anfahrtsskizzen etc.) übertragen zu können. Zur Standortbestimmung und zur Verfolgung von Transporten können diese terrestrischen Techniken für ein „Tracking & Tracing“ ebenso verwendet werden, wie satellitengestützte Techniken (z.B. GPS). Die terrestrischen Techniken werden durch die Mobilfunkunternehmen als sog. Location Based Services (LBS) angeboten. Im Rahmen einer Kosten/Nutzen-Analyse muss der Einsatz der verschiedenen Dienste und Techniken gegeneinander abgewogen werden. Die Art und Weise der Nutzung dieser Dienste, die Integration eines Mauterfassungssystems, und der Zugriff auf die Sensorikdaten eines Fahrzeugs über den seriellen CAN-BUS findet sich in der Funktionalität eines Kommunikationssystems wieder. Die Entwicklung dieses Kommunikationssystems erfolgt in diesem Verbundprojekt interdisziplinär, d.h. verschiedene akademische und industrielle Partner mit unterschiedlicher fachlicher Qualifikation arbeiten an speziellen Aspekten und an der Lösung von spezifischen Problemen.
Es werden unter anderem die Arbeitsprozesse in Speditionsunternehmen analysiert und Verbesserungsvorschläge hierfür erarbeitet. Diese Analyse wird von Spezialisten aus dem Bereich der Arbeitsorganisationsforschung durchgeführt. Diese verbesserten Arbeitsprozesse fließen in die Entwicklung des Kommunikationssystems ein. Es findet aber auch eine Rückkopplung statt, d.h. es wird ebenfalls analysiert, welche Auswirkung der Einsatz eines Kommunikationssystems auf die Arbeitsprozesse hat. Durch die Kopplung von Arbeitsprozessen und Softwaresystemen ergeben sich sog. soziotechnische Systeme, die letztendlich in Unternehmen eingeführt werden.
Nicht nur die Arbeitsprozesse sondern auch die Logistikprozesse erfahren durch den Einsatz eines Kommunikationssystems eine Veränderung. Durch eine verbesserte und zeitgenaue Kommunikation können zum Beispiel Güterumschläge oder Begegnungsverkehr vermieden oder reduziert werden. Die Analyse und Verbesserung der Logistikprozesse erfolgt durch Spezialisten aus diesem Bereich. Auch hier findet durch eine Analyse der Auswirkungen von verbesserten Logistikprozessen auf das Kommunikationssystem eine Rückkopplung statt.
Dieses Verbesserungs- /Rückkopplungsvorgehen erfordert eine inkrementelle und iterative Vorgehensweise bei der softwaretechnischen Entwicklung des Kommunikationssystems. Durch komponentenorientierte Paradigmen wird diese Vorgehensweise unterstützt. Der Entwurf und die Realisierung des Systems erfolgt durch Spezialisten aus dem Bereich Angewandte Telematik.
Das Verbundprojekt hat eine Laufzeit von 30 Monaten und begann im November 2001. Beteiligt an diesem Verbundprojekt sind als akademische Partner die Universität Dortmund, die Universität Bremen und die Universität Leipzig und als industrielle Partner die Stute Verkehrs-GmbH in Bremen und die Dekra AG in Stuttgart.

Mit der Pironet AG, Köln wurde ein komponentenbasiertes Shopssystem realisiert. Die elektronische Unterstützung von Marktvorgängen durch Software-Systeme ist das Ziel von Electronic Commerce. Marktvorgänge umfassen die Verkaufsförderung, Verkaufsdurchführung, Distribution und Verkaufsnachbereitung für Produkte und Dienstleistungen. Die Erfolgspotientiale von Electronic Commerce liegen in der Kostenreduzierung, Zeiteinsparung und Qualitätssteigerung. Electronic Commerce-Systeme (ECS) verwenden unterschiedliche Techniken, um Marktvorgänge für bestimmte Zielgruppen elektronisch zu unterstützen, z.B. wird der EDI-Standard eingesetzt, um im Rahmen von Marktvorgängen Bestellungen und Lieferungen zwischen Unternehmen zu unterstützen. Für die Marktvorgänge Verkaufsförderung und Verkaufdurchführung werden Shopsysteme eingesetzt, die die Techniken und Dienste des Internets (WWW, FTP, SMTP) nutzen. Shopsysteme sind eine besondere Klasse von Electronic Commerce-Systemen für eine spezielle Zielgruppe. Die Zielgruppe dieser Shopsysteme, die von Unternehmen in ihrer Rolle als EC-Anbieter eingesetzt werden, sind hierbei Privatpersonen als EC-Kunden, die über eine Internetanbindung verfügen. In diesem Projekt wurde ein Shopsystem als eine Ausprägung eines Electronic Commerce-Systems entwickelt. Besonderer Schwerpunkt lag hierbei auf der Konzeption der EC-Engine. Die EC-Engine dient als Komponente eines EC-Systems zur Steuerung des gesamten Ablaufs innerhalb des EC-Systems und zur Kontrolle der Kommunkation mit der EC-Zahlungskomponente und dem EC-Anbieterzugang. Die Komponente EC-Anbieterzugang des EC-Systems als Schnittstelle zum Warenwirtschaftssystem des EC-Anbieters regelt den Zugriff auf die angebotenen Produkte. Der Zugriff auf verschiedene Zahlungstransaktionssysteme zur Durchführung von elektronischen Zahlungen wird durch die EC-Zahlungskomponente des EC-Systems geregelt.

In einem Projekt mit der Firma COSA Solutions GmbH, Pullheim wurde die Anwendung von Groupware- und Internetkonzepten für Workflow-Management-System untersucht.  Die Akzeptanz von Workflow-Management-Systemen (WfMS) bei ihrer Einführung in Unternehmen hängt von mehreren Faktoren ab. Diese Faktoren sind maßgeblich durch unterschiedliche Personengruppen geprägt. Während das Management eines Unternehmens primär Rationalisierungspotentiale und Investitionsschutzaspekte hinsichtlich existierender Anwendungssysteme betrachtet, ist für die Mitarbeiter eines Unternehmens, die das WfMS nutzen sollen, die Benutzungsoberfläche von Bedeutung. Je vertrauter die Benutzungsoberfläche für den Anwender ist, desto weniger Akzeptanzprobleme treten auf. Die Benutzungsoberfläche wird entscheidend geprägt durch den Workflow-Client eines WfMS, der die Schnittstelle zur Workflow-Engine eines WfMS bildet. Für Entwickler und Anbieter eines WfMS besteht daher die Notwendigkeit, durch Schnittstellen sein System offen zu gestalten und Möglichkeiten für Erweiterungen und Integrationen zu bieten. WfMS können mit Groupware-Systemen oder anderen Workflow-Management-Systemen integriert oder durch Internet-Anwendungen erweitert werden. Neben der Erweiterung der Funktionalität des WfMS ist auch immer die Vereinheitlichung der Benutzungsoberfläche ein Ziel dieser Massnahmen. Je nach Art und Ziel der Integration oder Erweiterung müssen verschiedenen Techniken angewandt werden; JAVA und RMI um Internet-Anwendungen zu integrieren oder Realisierung der Spezifikation der Schnittstelle 4 der WfMC, um Interoperabilität zwischen WfMS zu gewährleisten. Um ein WfMS mit Groupware-Systemen von Microsoft zu integrieren, bietet sich der Einsatz von (D)COM/ActiveX-Komponenten an. Viele Anwendungen im Microsoft-Umfeld sind durch Anwendung dieser Komponententechnik (Componentware) entstanden, z.B. das Groupware-System MS Outlook, das Business Office System MS Office. Als Integrationsbasis des COSA Workflow-Management-Systems wird von der Fa. COSA die objektorientierte und modulare Programmierschnittstelle Softlink entwickelt. Diese Programmierschnittstelle wird je nach Art und Weise der angestrebten Integration um weitere Softlink-Module ergänzt. Diesem Projekt wurde durch den Einsatz von (D)COM/ActiveX-Komponenten das WfMS Cosa Workflow ™ der Fa. COSA Solutions GmbH durch die prototypische Realisierung eines weiteren Softlink Moduls (Softlink Application Logic ActiveX) erweitert.

Die Betrachtung von Content-Managementsystemen und deren Einsetzbarkeit für Electronic Commerce war Gegenstand eines weiteren Projekts mit der Firma Pironet AG in Köln. Die Verwaltung von Daten (kaufmännische Daten, Produktionsdaten, etc.) in einem Unternehmen erfolgt durch Datenbankmanagementsysteme (DBMS). Neuere DBMS erlauben auch die Verwaltung und Archivierung von größeren komplexeren Daten, sog. Dokumente. Diese Dokumente können Ton, Bilder (Stand- oder Videobilder), d.h. im weitesten Sinne Multimedia-Dokumente, sein. Eine besondere Rolle bei den kaufmännischen Unternehmensdaten spielen die Daten, die für das Marketing und den Vertrieb von besonderer Bedeutung sind. Dies sind im besonderen Maße Multimedia-Dokumente (Produkt-Flyer, Unternehmensfolien, Handbücher,...). Durch die Benutzung der Internet-Technolgie (Browser, WWW-Client/-Server, HTML, CGI, JAVA,...) können Anwendungssysteme in unternehmensweiten Intranets realisiert werden, um allen Mitarbeitern eines Unternehmens standortübergreifend Unternehmensdaten zur Verfügung zu stellen. Es besteht aber nicht nur die Notwendigkeit auf die aktuellen Daten zuzugreifen, sondern auch neuere Daten durch Aktualisierung zur Verfügung zu stellen. Beides soll durch das Anwendungssystem mit einer einfachen einheitlichen Benutzungsschnittstelle erfolgen. Die Strukturierung der Daten zu logischen Einheiten (Handbüchern bestehend aus Kapitel, etc.), jedoch transparent von der physikalischen Speicherung, soll ebenfalls durch das Anwendungssystem möglich sein. Hierbei sind durch das Anwendungssystem Rollen- und Rechtekonzepte zu berücksichtigen, denn nicht jeder Mitarbeiter/Mitarbeitergruppe eines Unternehmens darf/soll auf alle Daten zugreifen (lesen bzw. schreiben). Ebenso können die Daten eine besondere Gültigkeit haben (bis ... oder ab ...). In diesem Projekt ist das Ziel, ein Vergleich von existierenden markrelevanten Anwendungssystemen, sogenannten Content-Managementsystemen durchzuführen. Der Vergleich umfaßt die funktionalen und die nichtfunktionalen Aspekte dieser Systeme. Bei der Betrachtung der nichtfunktionalen Aspekte werden die Eigenschaften Benutzungsoberfläche, Architektur, Interoperabilität, Integrationsfähigkeit, etc. aus software-technischer Sicht.

Electronic Commerce im Bereich der Administration (A2C) war Gegenstand eines Projekts, welches zusammen mit der Kreisparkasse Recklinghausen und der Gemeinsamen Kommunalen Datenzentrale des Kreises Recklinghausen (GKD) durchgeführt wurde. Hierbei wurde die Unterstützung von vorgelagerten Bürgerdienste durch neue Medien konzipiert und realisiert. Unter dem Begriff der Bürgerdienste werden alle von einer Kommune für ihre Bürger erbrachten Dienstleistungen verstanden. Beispiele dafür sind die Ausstellung eines Personalausweises, die Bearbeitung eines Antrages auf Sozialhilfe oder die Ermittlung bei ruhestörendem Lärm. Diese Bürgerdienste werden in einer Kommune von Ämtern erbracht, wobei die Zuständigkeiten je nach Kommune unterschiedlich sein können. Für die oben genannten Beispiele sind in der Stadt Dortmund das Einwohnermeldeamt, das Sozialamt bzw. das Umweltamt zuständig. Darüber hinaus gibt es weitere Dienstleistungen, die aus der Sicht des Bürgers von ähnlicher Art sind, z.B. die Zulassung eines Kraftfahrzeugs. Zuständig dafür ist das Straßenverkehrsamt. Dieses ist allerdings nicht auf der kommunalen, sondern auf staatlicher Ebene organisiert. 

Einige typische Situationen im Leben von Bürgern machen die Inanspruchname eines Dienstes oder mehrerer Dienste einer öffentlichen Verwaltung nötig. Solche Situationen sollen als Lebensumstand bezeichnet werden. Ergänzend dazu sei der Begriff Anliegen eingeführt, worunter ein Wunsch eines Bürgers gegenüber einer öffentlichen Verwaltung verstanden werden soll. Die oben angeführten Beispiele vermögen bereits einige Probleme, die Bürger mit Dienstleistungen der öffentlichen Verwaltungen haben, anzudeuten. Im Folgenden seien einige potenzielle Probleme aus Sicht eines Bürgers aufgezählt: Die genannten Probleme sind auch den Kommunen bekannt. Die Lösung wird in mehr Bürgerorientierung gesehen. Dazu müssen die Dienstleistungen selbst und die Art ihrer Offerierung an den Bedürfnissen der Bürger ausgerichtet werden. Auf die Dienstleistung selbst kann in der Regel nur wenig Einfluss genommen werden, da sie meist aus gesetzlichen Vorgaben resultiert. So bleibt also nur die Art der Offerierung als veränderbare Komponente übrig. Ein möglicher Weg zum Erfolg kann die Vorverlagerung sein. Unter Vorverlagerung eines Bürgerdienstes wird die Offerierung des Dienstes außerhalb des Ortes der Erbringung verstanden. Wie bereits oben erläutert wurde, werden Bürgerdienste von Ämtern der Kommune erbracht, wobei dies auf der juristischen Zuständigkeit basiert. Durch verschiedene Arten der Vorverlagerung können jeweils einige der oben genannten Probleme behoben werden. Zur Betrachtung der verschiedenen Möglichkeiten zur Vorverlagerung von Bürgerdiensten scheint eine Klassifizierung selbiger nützlich zu sein. Neben anderen lassen sich die beiden folgenden Unterscheidungsmerkmale aufstellen: Auf die detaillierte Beschreibung aller Zugangsmedien sei verzichtet, allerdings sollen einige prägnante Beispiele angeführt werden: Die Vorverlagerung von Bürgerdiensten auf  Neue Medien ist für die meisten Behörden noch keine Selbstverständlichkeit. Ein wichtiges Argument für ein Zugangsmedium zur Vorverlagerung ist seine Verbreitung, da die meisten Bürgerdienste von einer breiten Masse der Bevölkerung in Anspruch genommen werden sollen oder gar müssen. Dieses Kriterium wird vom WWW zunehmend mehr erfüllt.  Um auch die noch nicht mit einem Internet-Zugang ausgestatteten Bürger ebenfalls unabhängig von Öffnungszeiten erreichen zu können, stellen Multifunktionsterminals (MFT), häufig auch Kioske genannt, eine attraktive Alternative dar. Es handelt sich um Geräte, die in öffentlich zugänglichen Bereichen aufgestellt werden und somit potenziell jedermann zur Verfügung stehen. "Die Verbreitung von Kiosken im öffentlichen Stadtraum hat in den letzten Jahren zugenommen: Banken, Arbeitsämter, Einwohnermeldeämter etc. bieten spezielle Funktionalitäten auf den Kiosken an." Über die technische Ausstattung solcher Geräte lässt sich keine allgemeingültige Aussage machen, da es unterschiedlichste Ausführungen verschiedener Hersteller am Markt gibt.